Etwa 15
Gewichtsprozent der befruchteten und ausgereiften weiblichen Hanfpflanze
machen die Samen aus, die etwa ein Drittel Öl enthalten. Dieses Hanföl
besteht zu 80% aus ungesättigten Fettsäuren mit hohem Linolsäureanteil
und erstaunlich viel Gamma-Linolensäure, wie sie auch in der Muttermilch
vorkommt. Neben dem Öl enthalten Hanfsamen bis zu 24% hochwertiges
Eiweiß. Darin kommen alle acht essentiellen Aminosäuren im für den
Menschen richtigen Verhältnis vor, wodurch es besonders leicht
verdaulich ist. Daneben finden sich hohe Gehalte der wichtigsten
Mineralien und geringe an Schwermetallen. All das macht Hanfsamen zu
einem idealen und sehr gesunden Nahrungsmittel. Sie sind sehr
wohlschmeckend und lassen sich roh verzehren, rösten, quetschen, mahlen,
backen oder kochen. Beim Preßvorgang zur Ölgewinnung entsteht als
wertvolles Nebenprodukt der sogenannte Hanfkuchen, der als Viehfutter
Verwendung findet.
Das
kaltgepreßte Hanföl schmeckt angenehm nussig, wird aber schnell ranzig,
da es - ähnlich wie Leinöl - aushärtet. Aus diesem Grund eignet es sich
zum Einlassen von Holz, wozu es seit alters her eingesetzt wurde. Für
die industrielle und technische Weiterverarbeitung kommt Hanföl außerdem
als Rohstoff für Lacke, Druckfarben, Schmiermittel, Kitte, Brenn- und
Treibstoffe in Frage.
In
der Kosmetik wurde Hanföl schon früh für Schmierseifen und reizlindernde
Emulsionen angewendet. Durch seine hohe Gleitfähigkeit und
Verträglichkeit ist es als Grundstoff für Cremes, Öle, Lippenstifte usw.
an Qualität kaum zu übertreffen. Sogar ein Hanfölparfüm nach einem
Rezept aus dem 19. Jahrhundert wird heute wieder hergestellt. Neuere
Untersuchungen legen die Vermutung nahe, daß auf Hanfbasis hergestellte
Öle positive Auswirkungen auf Hautkrankheiten wie Neurodermitis haben.
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Als
Ausgangsprodukt von waschaktiven Rohstoffen für Shampoos, Badezusätze,
Wasch- und Reinigungsmittel ist Hanföl den meisten anderen Fetten
überlegen. Denn aus ihm läßt sich zusammen mit Hefen ein Tensid
herstellen, das bis zu 100% abbaubar ist. Die Abbaubarkeit geht so
leicht und schnell vonstatten, daß mit einem solchen Hanftensid sogar
vergiftete Böden entseucht werden können.
Neben
den Samen, Fasern und Blüten des Hanfs finden auch die Schäben, kurze
holzähnliche Stifte aus dem Inneren der Hanfstengel, Anwendung. Mit bis
zu 50% Anteil an der Pflanzenmasse sind sie ein wichtiges Nebenprodukt
der Hanfkultivierung. Vor allem in der Bauwirtschaft werden Schäben als
Schüttmaterial für Wände und Decken eingesetzt zum Zweck der Wärme- und
Schalldämmung. Auch als Zuschlagstoff für Mörtel, Estrich und Putze
sowie in Zement gebunden und als Leichtbauplatten leisten sie einen
positiven Beitrag zur Baubiologie. Hanfschäben werden in der
Altbausanierung und für Neubauten auch gerne angewendet, weil sie schwer
entflammbar, schädlingsresistent, wiederverwertbar oder kompostierbar
sind. Dieser recht preiswerte Rohstoff wird auch zu Zellstoff für die
Papierherstellung verarbeitet und ergibt eine hochsaugfähige Einstreu
für Hühner, Katzen und Pferde.
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