Anbau und Ökologie |
Hanf gehört zu den wertvollsten Kulturpflanzen der Menschheit, sowohl wegen der Vielfalt seiner Nutzungsmöglichkeiten als auch als wichtiger Beitrag für ein umweltgerechtes und nachhaltiges Wirtschaften.
Jeder Teil der Pflanze ist verwertbar und die meisten der Zehntausende aus Hanf herstellbaren Produkte können nach dem Gebrauch wiederverwendet oder kompostiert und damit vollständig biologisch abgebaut werden.
Abhängig von Sorte und Verwendungszweck kann Hanf fast weltweit angebaut werden. Zum Beispiel gedeiht Faserhanf in gemäßigten Klimazonen am besten und wird vor allem in Mittel- und Osteuropa, China, Kanada und zunehmend in den EU-Staaten kultiviert. Medizin- oder Drogenhanf kommt eher in subtropischen und tropischen Ländern vor. Durch ihre hohe genetische Anpassungsfähigkeit an klimatische Bedingungen entwickeln Hanfzüchtungen inzwischen auch in Mitteleuropa hohe Gehalte an medizinisch wirksamen und berauschenden Substanzen. Bei mäßiger Stickstoffdüngung, z.B. mit Mist, bringt Hanf die besten Erträge (ca. 5 bis 15 Tonnen Biomasse je Hektar im Jahr). In Fruchtfolge angebaut ist er für Krankheiten kaum anfällig. Allenfalls Schimmelpilze machen ihm in feuchten Jahren zu schaffen. |
In der Landwirtschaft bietet sich die Hanfpflanze als Vorfrucht an, weil sie wegen ihres schnellen Wuchses (5 - 7 cm am Tag) und bei dichter Aussaat Unkräuter und schädliche Bodenmikroorganismen unterdrückt. Als eine Art Schutzzaun für den Anbau von Rüben konnte Faserhanf schon länger mit Ausnahmegenehmigung angepflanzt werden. Hanf verbessert und lockert die Bodenstruktur durch sein großes Wurzelsystem und kann deshalb zur Hangbefestigung und als Erosionsschutz dienen. Auch zur Sanierung schwermetallverseuchter Böden eignet er sich, da er in der Lage ist, giftige Metalle zu binden.
Auf Stillegungsflächen kann nach den Regeln der europäischen Union Hanf angebaut werden, wenn er zweimal im Jahr halbreif geerntet wird. Stickstoffrückstände bleiben auf den Feldern nicht zurück, sondern werden vom Hanf sogar abgebaut. Nach einer Zeit in Silos und einem Preßvorgang können die Pflanzenteile als Biomasse in Blockheizkraftwerken verwertet werden. Die dabei anfallenden Ascherückstände und Preßsäfte sind sehr gut als Dünger geeignet.
Im Faser- und Ölertrag kann Hanf gut mit anderen Feldpflanzen mithalten, benötigt aber deutlich weniger Dünger und Pestizide als sie. Er erbringt auf gleicher Fläche einen weit höheren jährlichen Zuwachs an Pflanzenmasse als Bäume. Bei der Weiterverarbeitung zu Zellstoff und Papier entstehen durch den höheren Zellulose- und den niedrigeren Ligningehalt im Vergleich zu Holz geringere Umweltbelastungen.
Bei der Verarbeitung von Hanf kann es allerdings dann zu ökologischen Problemen kommen, wenn überholte Techniken angewendet werden. Sowohl die Chlorbleiche bei der Zellstoffherstellung, als auch die Wasserröste, bei der die Hanffasern durch Einweichen gelöst werden, lassen sich durch andere Methoden ohne große Schwierigkeiten ersetzen.
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Abbildungsnachweise: R.E. Schulte/A. Hofmann "Pflanzen der Götter" 1980:93 |
H.G. Behr "Von Hanf ist die Rede" 1995:218 |