Alte Geschichte

 

Die Geschichte des Hanfs reicht zurück bis in die Jungsteinzeit (Neolithikum), als die Menschen die Viehzucht und den Feldbau entwickelten und seßhaft wurden. Seine Heimat wird in Zentral- und Ostasien vermutet, wo er möglicherweise seit 10.000 Jahren kultiviert wird. Die bisher ältesten Funde stammen aus China und Taiwan: Bei Ausgrabungen wurden 6.000 Jahre alte Töpferwaren entdeckt, die mit Hanffaserabdrücken dekoriert worden waren.

 

Die medizinische und kultische Verwendung ist seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend von den Hochkulturen am Jangtsekiang (China), im Zweistromland (Mesopotamien, Irak) und am Nil (Ägypten) überliefert. Neben magischen Räucherungsriten mit dem Ziel, Krankheiten und böse Geister zu vertreiben, gab es eine auf Hanfzubereitungen basierende Wundmedizin. Verbreitet war auch die Verwendung von Hanf als Grabbeigabe. Schriftquellen aus Indien aus dem 2. Jahrtausend vor Christus weisen bereits auf einen Gebrauch von Cannabis als Genuß- und Rauschmittel hin.

 

Im Anatolien des 8. Jahrhunderts v.Chr. wurde Hanf zur Fasergewinnung angebaut und Kleidung daraus hergestellt. Dort verwendete man ihn auch für die Papierherstellung, eine aus China übernommene Technik. Auch aus Afrika liegen frühe Berichte über die Verwendung von Hanf als Heilmittel gegen Darmbeschwerden, Malaria und Fieber vor. Aus Deutschland gibt es archäologische Nachweise für den Gebrauch von Hanf als

 

 

 

Nahrungsmittel- und Faserlieferant. Funde aus Thüringen und dem mittleren Neckarraum gehen auf die vorrömische Eisenzeit (ca. 500 v.Chr.) zurück.

 

Auch in der griechisch-römischen Antike waren die Verwendung und Wirkung des Hanfs bekannt. Herodot überlieferte eine skythische Räucherzeremonie. Demokrit berichtete von gelegentlichen Zubereitungen mit Wein und Myrrhe und den sich daraus ergebenden Visionen. Auch Lucilius erwähnte den Hanf und Plinus der Ältere gab einen Überblick über die Verarbeitung und verschiedenen Qualitäten der Fasern. Beim römischen Arzt Galen heißt es, daß Gästen manchmal Hanf angeboten wurde, um deren gute Laune zu fördern.

Die Verbreitung und Bedeutung von Hanf als Arzneimittel im mittelalterlichen Europa ist einerseits auf die medizinischen Traditionen der römischen Antike zurückzuführen, andererseits auf seine Verwendung durch verschiedene Volksgruppen. Die Äbtissin und Gelehrte Hildegard von Bingen (1098 - 1179) vermittelte diese Überlieferungen in ihren Schriften "Naturkunde" und "Ursachen und Behandlungen der Krankheiten". Ihre Ausführungen zur Heilkraft des Hanfs wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Diese Erkenntnisse erfahren durch die Rückbesinnung auf Naturheilverfahren in der heutigen Zeit wieder größere Beachtung.

 

 


Abbildungsnachweise:

R.E. Schultes/A. Hofmann "Pflanzen der Götter", 1980:92

J. Herer/M. Bröckers "Hanf. Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze HANF Cannabis Marihuana" 1993:211

 

 

H.G. Behr "Von Hanf ist die Rede" 1995:30

C. Rätsch "Hanf als Heilmittel", 1992:107